ÜBER UNS
Unser Revier ist die Elbe
Die Elbe ist eines der längsten und anspruchsvollsten Reviere Europas und unterliegt einem ständigen Wandel durch Gezeiten, Strömungen und Wettereinflüssen. Die Elbe ist für Schiffe bis 12,80 m Tiefgang tideunabhängig befahrbar.
Durch die Nutzung der Tiden ist für einlaufende Schiffe ein Tiefgang bis 15,10 m bei Hochwasser möglich. Obwohl der Mündungstrichter bis zu 15 Kilometer breit ist, bleibt dem Schiffsverkehr auch dort mit 400m Breite nur eine relativ enge Fahrrinne.
Wir, die Mitglieder der Lotsenbrüderschaft Elbe...
... lotsen die Schiffe von der Elbmündung bzw. Tonne „E3“ in der Deutschen Bucht bis zur Hamburger Hafengrenze bzw. zum und vom Nord Ostsee Kanal. Darüber hinaus werden alle Häfen und Pieranlagen an der Elbe durch uns bedient. Hierfür stehen der Schifffahrt ca. 300 Seelotsen rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung. In der exponierten Funktion als unabhängige, nur der Leichtigkeit und Sicherheit des Verkehrs unterliegende Berater des Kapitäns, können wir Sicherheit und Wirtschaftlichkeit gewährleisten. Dieser Status ermöglicht uns Lotsen, Entscheidungen frei von wirtschaftlichem Druck treffen zu können.
Wir Elblotsen kommen aus allen Bereichen der Seefahrt und sind im Besitz des höchsten nautischen Patents. Die beruflichen Erfahrungen als Kapitän bzw. Erster Nautischer Offizier in der weltweiten Fahrt, welche eine der Zugangsvorraussetzungen für die Zulassung des Lotsen darstellt, gewährleisten eine hohe fachliche Kompetenz. Hierdurch fließen alle fachlichen Richtungen der Seefahrt ein, so dass eine größtmögliche Fächerung aller seemännischen Erfahrungen vorhanden ist. Die Mitglieder der Lotsenbrüderschaft Elbe unterliegen regelmäßigen Schulungen in Theorie und Praxis. Die Lotsen erweitern ihr Wissen durch Training an Simulatoren und anderen Systemen, um stets die modernste Technik anwenden zu können.
Im Jahr 2014 wurden alle Lotsen mit einer "Portable Pilot Unit" (PPU) ausgestattet. Diese kleinen tragbaren Computer dienen dem Lotsen als weitere Informationsquelle an Bord des Schiffes. Die PPUs werden seitens der Brüderschaft immer auf aktuellem Stand gehalten. Sie enthalten - neben einer eigenen entwickelten Seekarte - viele hilfreiche Informationen, die der Lotse zur Unterstützung nutzen kann. Unabhängig von den an Bord vorhandenen Systemen kann somit eine sichere Lotsung durchgeführt werden.
Die Lotsenbrüderschaft Elbe, als Körperschaft des öffentlichen Rechts, unterliegt der Aufsicht des Bundesministeriums für Verkehr, Wohnungsbau und Stadtentwicklung.
Das deutsche Seelotswesen gehört zum Verkehrssicherungskonzept "Deutsche Küste", das vom Bund als Verkehrsträger zum Schutz der Umwelt und der Sicherheit und Ordnung auf den Wasserstraßen eingerichtet wurde. Die Lotsenbrüderschaft Elbe ist in allen beratenden Gremien vertreten.
Wahl zum Hamburger des Jahres: Preis für Courage und Fairness an die Lotsenbrüderschaft
Grußwort des Ersten Bürgermeisters, Olaf Scholz.
Hamburger des Jahres: Preis für Courage und Fairness an die Lotsenbrüderschaft
Sehr geehrter Herr Schmidt,
sehr geehrte Frau Reimnitz,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
bestimmt haben Sie die Bilder alle noch im Kopf: wie die CSCL Indian Ocean, eines der imposantesten Containerschiffe der Welt, bei Stade neben der Fahrrinne schräg im Schlick steckte und tagelang nicht loskam. Ein Schiff 400 Meter lang, fast 60 Meter breit, ausgerichtet für 19.000 Container – majestätisch hätte man das Bild dieses Riesen im winterlichen Februarlicht nennen können, wenn die Situation nicht so gefährlich gewesen wäre. Und sie war gefährlich, auch wenn ich heute nicht davon erzählen will, was hätte passieren können. Es ist am Ende ja alles gut gegangen, aber dass es gut ging, war kein Zufall oder Glück. Es hatte handfeste Gründe.
Zum 18. Mal vergibt Hamburg1 heute den Preis für Fairness und Courage. Und obwohl es in Hamburg immer viele potentielle Anwärter für diese Auszeichnung gibt, hätte ich mir in diesem Jahr keine besseren Preisträger denken können als unsere Lotsenbrüderschaft. Liebe Lotsen, lieber Herr Lodemann, ich freue mich riesig über diese Anerkennung Ihrer außergewöhnlichen Leistungen.
Und ich sage ausdrücklich Leistungen, im Plural. Denn es geht nicht nur um den spektakulären Einzelfall. Dass unsere Lotsen bei der CSCL Indian Ocean die Lage richtig einschätzten und dann extrem schnell reagierten, das war möglich, weil sie ihre Arbeit jeden Tag hochkompetent und gewissenhaft verrichten. Deshalb konnten sie dann auch in der Ausnahmesituation tun, was getan werden musste: das Schiff unter sehr schwierigen Bedingungen aus dem Fahrwasser herauslotsen und es danach gemeinsam mit dem Havariekommando bergen. Durch das besonnene Handeln der Lotsen lief die CSCL Indian Ocean später doch noch den Hafen an und die Fahrrinne blieb für andere Schiffe die ganze Zeit passierbar.
Diese Havarie aufgrund einer kaputten Ruderanlage hatte übrigens nichts mit dem Revier Elbe, dem Sediment oder der Fahrrinne zu tun. Sie hätte überall auf der Welt passieren können. Aber nicht überall wäre sie so glimpflich ausgegangen.
Meine Damen und Herren,
seit dem 13. Jahrhundert weisen Lotsen den Handelsschiffen den Weg in den Hamburger Hafen. Zunächst übernahmen Fischer von Helgoland und Neuwerk diese Aufgabe, aber schon ab 1656 mussten die „Piloten“, wie sie damals hießen, ein Examen ablegen. Heute hat jeder Lotse ein Patent für Kapitäne auf Großer Fahrt ohne Einschränkungen und eine Zusatzausbildung. Der Rest ist Erfahrung – viel Erfahrung, denn die Elbe von der Mündung bis nach Hamburg ist ein tückisches Revier. GPS und elektronische Seekarten können hier die Kenntnisse, die ein guter Lotse mitbringt, nicht ersetzen.
Ohne Elblotsen könnte unser Hafen nicht existieren. Die Lotsen sorgen für die Sicherheit des Schiffsverkehrs auf der Unterelbe, und zwar von der Deutschen Bucht bis zur Hamburger Hafengrenze bei Finkenwerder, wo die Hafenlotsen übernehmen. Organsiert sind sie in einer Brüderschaft, und brüderlich, also gemeinsam gehen sie auch ihrer Arbeit nach.
Das Lotsen ist Teamarbeit. Deshalb wird heute auch nicht ein Einzelner geehrt, sondern die ganze Lotsenbrüderschaft: Der Held ist das Team. Und diesem Team sage ich danke für die herausragende Arbeit bei der Havarie der CSCL Indian Ocean, aber auch für die Arbeit, die Sie das ganze Jahr über leisten.
Wir sind in Hamburg sehr froh, dass wir unseren Lotsen vertrauen können. Für uns sind Sie das ganze Jahr über Hamburger des Jahres.
Liebe Elblotsen, ich gratuliere Ihnen zum Preis für „Courage und Fairness“ und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.
Vielen Dank.
(Quelle: https://www.hamburg.de/buergermeister-reden/7643292/hamburger-des-jahres/)